...ruessbrugg retour ond es bizzli meh.....ond scho bald simer weg...

Dieser Blog beschreibt unsere kleinen Abenteuer auf unserer fast 2-jährigen Reise durch Afrika auf welcher wir 60'000 Kilometer zurückgelegt haben.

Freitag, 27. September 2013

Äthiopien - Reise Richtung Sudan

Äthiopien – Reise Richtung Sudan - Wir brechen von Gondar in Äthiopien auf und fahren die 200 Kilometer zur Grenze zum Sudan. Die Grenzformalitäten sind hier administrativ ein wenig aufwändig. Zudem kriegen wir einen Stempel mit der Aufforderung uns in Khartoum innert 3 Tagen auf der Pass Registration nochmals zu melden.
 
Nach dem Grenzübertritt zum Sudan werden wir durch eine grosse Stille und Ruhe auf den Strassen angenehm überrascht. Die Sudanesen sind sehr freundliche Leute.

In Äthiopien bekamen wir den Eindruck, dass sich das gesellschaftliche Leben auf den Asphaltstrassen abspielt. Hier kommt man kaum vorwärts. Tiere und Menschen halten sich hier zu zig-tausenden auf. Hinter der äthiopischen Maske der Freundlichkeit war meistens eine Erwartung in Form von Geld. Wir sprechen hier nur von den Menschen die sich auf den Strassen oder in den Städten aufhalten. Ein anderer Reisender hat es gut auf den Punkt gebracht:
 
Travellers are seen by locals simply as a disguised Bank ATM or a source of skin tax!
 
Diese Erwartungshaltung zwingt diese "Strassen-Äthiopier" zu einer allgegenwärtigen, permanenten Aufdringlichkeit, die nicht selten in Aufsässigkeit ausartet. Wird die Erwartung nicht erfüllt kann es in Einzelfällen zu Übergriffen kommen. Viele Reisende haben uns von Steinwurf Attacken berichtet, auch haben wir die Dellen an den Fahrzeugen gesehen. Ein südafrikanischer Motorradfahrer wurde neben den Steinen auch noch mit Peitschenhieben bedient! Er war ganz durch den Wind. Wir selbst haben einfach mehrere Steinwurf-Attacken erlebt, unser Camionette hat davon einige Dellen, davon zwei ordentlich gross. Diese Steine waren gut faustgross. Die Steinwerfer waren in unseren Fällen zwischen 10 und 35 Jahre alt. Bei einem Steinwurf stand ein Polizist praktisch neben dem Steinwerfer! Wir sagen nicht, dass alle Äthiopier Steine werfen aber es gibt derer viele.
 
Wir waren nicht unglücklich Äthiopien zu verlassen. Die Landschaften sind zwar schön und die Naturvölker haben uns auch sehr beeindruckt. Andererseits ist immer eine gewisse Anspannung da wenn jemand an der Strasse die Hand aufhebt. Winkt er nur zum Gruss oder kommt jetzt der nächste Stein?
 
Äthiopien ist das erste Land auf unserer Reise wo wir gesamthaft gesehen einen zwiespältigen Eindruck erhalten haben.
 
Vielleicht hat der aufkommende Tourismus diese Menschen verändert? Andererseits war dies in den touristischen Länder Kenia, Tanzania oder Malawi in keiner Art und Weise spürbar.
 
Erst bei der Einreise in den Sudan wurde es für uns richtig offensichtlich. Die Stille auf den Strassen und die angenehme, zurückhaltende und echte Freundlichkeit der Sudanesen haben uns gezeigt, dass unsere Wahrnehmung in Äthiopien nicht falsch war. Die erste Nacht haben wir im Hof von einem muslimischen Gebetsaus verbracht. Die Menschen waren sehr gastfreundlich.



Sudan: Die Bauart der Häuser hat sich sichtlich verändert

Äthiopien: wir kommen von den Highlands

Äthiopien: Geierfelsen

Äthiopien: es wird etwas weniger gebirgig

letzter äthiopischer Bauer


sowie Äthiopien gebirgig ist - so flach ist der Sudan!

sudanesischer Bauernweiler

Blauer Nil, kurz vor der Vereinigung mit dem Weissen Nil
 

Dienstag, 24. September 2013

Äthiopien - Gondar, die ehemalige Kaiserstadt

Äthiopien – Gondar, die ehemalige Kaiserstadt – Unsere weitere Reise führt uns in den Nordwesten nach Gondar. Die Stadt war während zwei Jahrhunderten die Hauptstadt von Äthiopien. Der Kaiser Fasilidas gab 1636 den Startschuss für die Errichtung von verschiedenen Palästen auf einem 7 ha grossen Areal. Dieses Areal ist mitten in der Stadt. Alle Architekten dieser Gebäude waren alles andere nur nicht Afrikaner. Die Architekten von den Palästen in Gondar waren Menschen aus Indien und dem südlichen Europa.
 
Es gibt unterhalb von Nordafrika in ganz Afrika keine älteren, historisch nennenswerte Gebäude oder Paläste die von afrikanischen Menschen initialisiert, geplant und ausgeführt wurden. Dies ist aus afrikanischer Sicht wohl bedauerlich, aber es ist die Realität. Es ist verwunderlich, wie heutige Afrikaner in einfachsten Hütten, wie vor hunderten von Jahren leben. Trotzdem wird von ihnen behauptet, dass sie die Nachfahren dieser Erbauer sind. Demnach müsste sich diese Kultur in die Steinzeit zurückbewegt haben – was nicht anzunehmen ist.
 
Die Europäer, die Asiaten und die Amerikaner müssen ihnen sogar die Anlagen restaurieren, in Stand halten und schützen. Dies nicht nur mit Geld sondern insbesondere mit Spezialisten.















 
 
 

Samstag, 21. September 2013

Äthiopien - Lalibela, Ort der Mythen und des Glaubens

Äthiopien – Lalibela, Ort der Mythen und des Glaubens – Wir verlassen Addis und fahren auf guten Asphaltstrassen Richtung Norden. Unsere Weiterfahrt führt uns durch die lange Nilschlucht des blauen Nils. In dieser Region werden verschiedene Quellen als Ursprung des blauen Nils bezeichnet. Offiziell ist es der Lake Tana. Im Sudan vereinen sich der blaue und der weisse Nil zum eigentlichen Nil.

Unser erster Halt ist in Debre Markos. Wir übernachten in der Parkanlage des Hotel Shebel, wir haben hier wieder ein Zimmer gemietet, schlafen aber wie üblich im Camionette. Hier erleben wir den ersten Einbruchversuch seit 1 ½ Jahren in unseren Wagen. Um 4’00 Uhr morgens erwacht Robert weil das Camionette leicht schwankt. Etwas ist auf dem Dach! Ein Affe ist ausgeschlossen da es in dieser Region keine Affen gibt. Dieses etwas macht sich am Alkoven-Dachfenster zu schaffen. Robert stürmt aus dem Wagen. Tatsächlich ist ein Schwarzer auf unserem Wagen! Völlig überrascht steht er auf. Jeder Fluchtversuch ist versperrt da Robert in der Nähe der Kabinenleiter steht. Ein Sprung vom 3.20 Meter hohen Fahrzeug ist nicht ungefährlich. Robert fordert ihn auf sofort runterzukommen. Der Dieb gehorcht und muss während dem Runtersteigen Robert den Rücken zuwenden. Am Boden angelangt sinkt er sofort jammernd und heulend auf die Knie und bittet um Gnade. Zwischendurch fleht er „Kill me – kill me!“. Wahrscheinlich ein Dieb und ein Irrer! Robert verjagt ihn, er flüchtet, hantelt sich über ein Elektrokabel auf das Wellblechdach eines anliegenden Hauses. Dort weckt er auf seiner Flucht über die scheppernden Wellblechdächer das halbe umliegende Quartier. Ein böses Fluchen der Leute begleitet ihn und verebbt langsam in der Ferne. Die beiden Wachmänner des Hotels liegen stockbetrunken und schlafend in ihren Wachhäuschen….

Nach zwei Tagen erreichen wir über Bahar Dar die Felsenkirchen von Lalibela. Die berühmten Felsenkirchen sind komplett aus rotem Tuffgestein, aus dem baren Felsen, von oben nach unten herausgeschlagen worden. Sie sind vermutlich irgendwann zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert entstanden. Niemand weiss es genau. Die heutigen Äthiopier nehmen die Konstruktionen für sich in Anspruch. Wer’s glaubt wird selig. Christliche Personen werden hier verehrt, zum Beispiel Jesus, die heilige Maria, etc. Die Kirchen scheinen sorgfältig geplant und mit einer unglaublichen Technologie für diese Zeit ausgeführt worden zu sein. Die Menschen, die diese Kirchen initialisiert und ausgeführt haben, kamen mit der Religion in dieses Land. Vermutlich aus dem Norden. In ganz Afrika sieht man solche Konstruktionen nicht.
 
 
 
Robert bedrängt von jungen Mädchen!

alte und neue Brücke über den blauen Nil

Nil-Schlucht

Bekleidungen wie vor 2'000 Jahren

übliches Bild auf Äthiopiens Strassen

Hütten direkt an der Strasse

auf Pisten nach den Felsenkirchen von Lalibela

Dörfchen vor Lalibela

Amhare Frauen

Welterlöserkirche von oben nach unten aus dem Felsen gehauen
(34 Meter x 24 Meter, 12 Meter hoch)

Priester und Deacon
 

christliche Bilder in den Felsenkirchen

im Hof der Marienkirche

der heilige Paulus

Kirche des Vaters Libanos

angehender Deacon
(12 Jahre alt, Studienzeit 4 Jahre)

Robert steigt aus der symbolischen Hölle auf
(langer, stockdunkler Tunnel)

Priester bei der Lesung

Priester zwischen den Kirchen

über der Kirche des heiligen Georg

Kirche des heiligen Georg
(voll aus dem Felsen gehauen)

Deacon bei der Meditation

Priester

Emmanuel Kirche

Gläubige bei der Kirche

Sonntagsausflug von Amhare Frauen
 

 

Samstag, 14. September 2013

Äthiopien - Addis Abeba

Äthiopien

Addis Abeba

Viel zu der Hauptstadt von Äthiopien gibt es nicht zu sagen. Sie ist momentan eine grosse Baustelle, die allerwahrscheinlich nie fertig wird. Man kann in den meisten Quartieren Off-Road fahren. Der Präsidentenpalast ist im Gegensatz erschreckend feudal ausgestattet. Die Reichen werden immer reicher, die Armen immer zahlreicher! Die Stadt hat ein gröberes Problem mit sauberem Wasser. Die Infrastruktur ist eine der schlechtesten die wir erfahren haben. Ich spreche nicht über die wenigen, hochmodernen Hotels oder die Edelfressrestaurants. Ich spreche über die Quartiere welche Addis ausmachen, also dort wo 90% der Stadtbevölkerung lebt. Wir haben noch nie so viele arme Leute gesehen. In den Einkaufszentren kauft der Präsident, kaufen die Reichen, die Angestellten der UN, der UNESCO und diejenigen der vielen, bekannten Hilfsorganisationen. In Addis wimmelt es von Angestellten, Projektleitern, Hilfswerkleitern, Entwicklungshelfern und Direktoren dieser Organisationen. Sie fahren hochmoderne 4x4. An der eigentlichen Front sieht man diese Leute nicht, geschweige in den ländlichen Gebieten. Aber man sieht sie oft in den Einkaufszentren und auch in den Edelfressrestaurants. Es sind die Leute, die die Belege für die Spesenabrechnung sorgfältig einstecken.

Eine mittelklassige Schokolade kostet im Einkaufsshop 104 Birr, dies sind umgerechnet CHF 5.00, diese wird von diesen privilegierten Einkommensklassen gekauft. Draussen zählen die vielen Bettler und Bettlerinnen sorgfältig die 10 Cent Birr Münzen in ihren schmutzigen Blechbüchsen. Eine 10 Cent Birr Münze ist ein halber Rappen oder 0.004 Euro. Diese vielen hungrigen Menschen sind unübersehbar und ihre Mittellosigkeit nagt heftig an unserer Seele. Viele, teilweise elternlosen, zerlumpten Kinder streunen nach der Suche nach etwas essbarem in der Stadt herum. Ein Einwohner forderte uns ultimativ auf, eines der Strassenkinder einfach in die Schweiz mitzunehmen.

Gut das wir in Europa so viel in diese Organisationen spenden, so können sich diese primär mit sich selbst beschäftigen...im Weiteren beruhigen wir mit den Spenden auch unser Gewissen...


Eines der kleinen Abenteuer oder wie kommt man zu Wim’s Holland House in Addis Abeba?

Sorgfältig hatten wir bereits in Nairobi, Kenia die Koordinaten von Wim‘s Holland House in unser Navigationsgerät unter Favoriten eingegeben. Auch hatten uns andere Reisende genau erklärt wie wir dieses, in overlander Kreisen sehr bekannte, Gasthaus finden können. An und für sich klang es recht einfach:

„Fahre in die Hauptstadt ein und fahre zum alten Bahnhof. Wenn du vor dem Bahnhofportal stehst geht links davor ein unscheinbarer, kleiner Weg ab. Folge diesem Weg für etwa 200 Meter, biege links ab und sofort kommst du zu Wim!“

Unschuldig folgen wir den Anweisungen unserer Navigation und halten Ausschau nach dem alten Bahnhof. Ungefähr 1 Kilometer davor türmen sich Berge von Asphaltbruchstücken, Erde und Baumaschinen. Die Chinesen versuchen im Auftrag der Stadt die Wasserleitungen zu sanieren. Versuchen ist das richtige Wort! Die Chinesen sind in ganz Afrika das Synonym für katastrophalen und stümperhaften Strassenbau. Alle Menschen wissen es, nur die Regierungen offensichtlich nicht. Aber die Chinesen sind dafür äusserst billig. Nun gut, zurück zu unserer Geschichte!

Ich realisiere, dass wir auf dem normalen Weg nicht zum Ziel kommen. Wir beginnen es im Gegen-Uhrzeigersinn zu umfahren und suchen nach einem Einfahrweg. Bald sind wir auf der anderen Seite des Bahnhofs und fahren durch Slums. Der Verkehr ist unerträglich. Wir fahren wieder nördlich bis die Hauptstrasse wieder blockiert ist. Scheinbar keine Chance Wim zu erreichen. Wir sehen auf der Navigationsanzeige, dass Wim 400 Meter entfernt ist. Ich parke unser Camionette an einem Kreisel, Maria bewacht den Wagen und ich mache mich mit dem Navi zu Fuss auf den Weg. Er führt mich zuerst durch eine Baustelle und dann in die Slums. Farengschi – Farengschi (Fremder – Fremder) höre ich aus allen Ecken. Dutzende versucht mir was zu verkaufen. Der Off-Road Fussweg führt mich durch eine weitere Baustelle wo mich der security-man stoppt. Nach einigen Diskussionen lässt er mich durch den Stacheldraht-Zaun schlüpfen welcher die Leute vor dem Begehen der alten Rangiergeleise hindert. Ich marschiere frohen Mutes auf den alten Geleisen Richtung alter Bahnhof. Kaum angelangt erscheinen zwei Militärwachposten an einem Tor und schwenken gefährlich ihre Kalaschnikows. Ich erkläre wohin ich will - sie wollen mich gefangen nehmen. Verschiedene Zielsetzungen! Nach einer längeren Diskussion lassen sie mich gehen. Ich muss zurück! Ein Einheimischer erbarmt sich meiner und führt mich südlich um den alten Bahnhof über eine Überführung und so lande ich beim Bahnhofportal. Links davor geht tatsächlich ein Weg ab, er ist überschwemmt. Die intelligenten Chinesen haben bei ihren Grabarbeiten mit den schweren Baumaschinen die alten, intakten Druck-Wasserleitungen (Durchmesser 80 cm) aufgerissen und überall ist Wasser. Bald stehe ich vor Wim, er zuckt einfach mit den Achseln. Dies sei nun seit gut zwei Wochen so. In der Gegend geht kein einziger Wasserhahn mehr. Kein sauberes Wasser in diesem Quartier. Die Leute sammeln das Regenwasser von den Dächern! Wir sind nicht irgendwo, wir sind mitten im Zentrum der Hauptstadt Addis Abeba, eines Landes mit knapp 90 Millionen Einwohner!

Wim gibt mir seinen Wachmann mit auf den Weg. Er soll uns auf fahrbaren Wegen zum Gasthaus bringen. Wir finden Maria unversehrt beim Camionette. Wohlverstanden, unser Wagen ist knapp 400 Meter Luftlinie vom Gasthaus entfernt. Die Zufahrt ist eine Off-Road Strecke von guten 4 Kilometer. Sie führt uns durch die erwähnten Slums, durch eine schreckliche Unterführung und beim überfüllten Busbahnhof vorbei. Endlich stehen wir vor dem alten Bahnhofportal und wollen links in den überschwemmten Weg einbiegen. Zwischenzeitlich ist die Zufahrt durch eine Barriere gesperrt worden. Der Wachmann weigert sich kategorisch die Barriere zu öffnen. Ich spüre wie sich meine in Afrika erworbene Geduld und Nachsicht langsam dem Ende zuneigt. Ich schnauze ihn richtig wüst an. Der Wachmann erschrickt und holt seinen Vorgesetzten. Aber auch dieser weigert sich hartnäckig die Barriere öffnen zu lassen. Nun platzt mir der Kragen. Ich werde  sehr bestimmt und erwähne, dass ich den Bürgermeister von Addis Abeba persönlich gut kenne, dass er ein guter Freund von mir ist und ich ihn nun anrufen werde. Sofort wird ein Polizeioffizier geholt der sofort die Barriere öffnen lässt. Wir fahren zu Wim. Alles wird schlussendlich gut. Die Leute an der Barriere grüssen mich seit diesem Vorfall fürchterlich freundlich und zuvorkommend. Beziehungen muss man haben…oder eine gute Notlüge!

 



Wim's Holland House in Addis Abeba


Wim's Holland House


Baustellen so weit das Auge reicht



Menu Karte in Äthiopien - Was essen wir??
(wir wählen Nr. 3)

Tibes mit Injera
(Rindsfleisch mit äthiopischen Fladen)
 

Kriegsdenkmal
(in Äthiopien laufen viele Leute mit Gewehren herum!)